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Pellet-Heizung

Zusammenfassung: In einem Wohn-Gewerbehaus im Berner Seeland (Schweiz) musste eine alte Ölheizung ersetzt werden. Für die neue Heizung wurden die Energieträger Erdwärme, Erdgas, Holz und Heizöl evaluiert. Dabei schnitt die Pelletheizung unter Berücksichtigung der ökologischen Kriterien am besten ab, folglich wurde eine solche Anlage beschafft und installiert. Die Heizung funktioniert tadellos, wenn alle paar Wochen die Asche von Hand entfernt wird. Damit erfüllt die Heizung den Anspruch, vollautomatisch zu funktionieren nur teilweise. Wer mit diesem Nachteil leben kann, fährt mit Pellets gut.

Ausgangslage

Im Juli 2003 wurde mit der Planung einer neuen Zentralheizung für das Haus (ehemaliges Gewerbegebäude mit Wohnung) meiner Mutter begonnen. Die bestehende, 35-jährige Ölheizung war zusehends unzuverlässig geworden, es galt, drohende Mietzinsausfälle durch eine defekte Heizung im Winter zu vermeiden. Die Planung sollte neben finanziellen Aspekten auch ökologische Anliegen berücksichtigen – stellt doch der Energieaufwand für die Heizung im Energiebedarf eines durchschnittlichen (nicht fliegenden) Europäers den grössten Einzelposten dar. An den Komfort wurden hohe Anforderungen gestellt: Die Heizung sollte vollautomatisch arbeiten. Benötigt wurde eine Anlage mit etwa 14 kW für Raumheizung und Brauchwasseraufbereitung.

Alternativen zum Öl

In einem ersten Schritt galt es, den Lösungsraum abzustecken, sprich abzuklären, welche Energiequellen im konkreten Fall benutzt werden könnten. Es waren dies: Erdwärme, Erdgas, Holz und Heizöl.

Windhager Pellet-Kessel Ventilbank Brennkammer sauber Brennkammer schmutzig automatische Asche-Austragung
Storz-Kupplung Tank Boler von hinten Boiler Brauchwasser Pellet-Weiche Pellet-Tank Türe
Holzpellets in der Hand Steuergerät Thermosonde und Turbulatoren Pelletsilo Aschebehälter

Berechnung der Kosten

Ein Energieberater hat auf Anfrage einen Kostenvergleich für die Varianten Wärmepumpe mit Sonde, Pellets und Heizöl erstellt. Wie zu erwarten schnitt die Öl-Variante bezüglich Kosten (inkl. Abschreibungen, Verzinsung, Betriebskosten) am besten ab. Eine Wärmepumpe wäre im Vergleich etwa 70% teurer gewesen, hauptsächlich wegen den Investitionskosten für die Erdsonde. Überraschend gut schnitt hingegen die Pelletheizung ab: Verglichen mit einer Ölheizung, welche mit Öl für 40 CHF/100kg betrieben wird, lagen die totalen Kosten etwa 15% höher. Bei einem höheren Heizölpreis sinkt dieser Aufpreis, bei einem höheren Zinsniveau (wir gingen von 4% aus) steigt er.

Das Schätzen des Ölpreises war der grosse Schwachpunkt in diesem Vergleich. Bereits nach zwei Jahren hat sich der Ölpreis fast verdoppelt und weiter steigende Preise sind nicht auszuschliessen. Der Entscheid für oder gegen eine Ölheizung sollte daher nicht auf Grund einer einfachen Kostenrechnung fallen, sondern auf Grund der leider viel schwieriger quantifizierbaren Grössen wie Wahrscheinlichkeit eines Ölpreisanstiegs und Umweltfreundlichkeit.

Entscheid

Nach diesen Berechnungen entschied sich meine Mutter für die Pelletheizung. Sie war grundsätzlich bereit, einen Mehrpreis von 15% gegenüber einer nicht nachhaltigen Ölheizung in Kauf zu nehmen. Den Entscheid erschwert haben Berichte über austretenden Staub beim Betanken von schlecht abgedichteten Pellet-Tanks. Zudem bestanden Zweifel über die Zuverlässigkeit des Konzeptes mit unzähligen Motoren für Primärluft, Sekundärluft, Luftförderer, Schneckenförderer für Pellets, Schneckenförderer für Asche, Turbulatoren und Kaminzug. Grundsätzlich senkt jeder Motor und jedes bewegte Teil die Zuverlässigkeit.

Wahl eines Herstellers

Es wurden drei Offerten bei Herstellern von Pellet-Kesseln eingeholt: Liebi LNC, Windhager und Hargassner. Liebi LNC machte auf dem Prospekt einen guten Eindruck, aber es gab keine Referenzobjekte in der näheren Umgebung zu besichtigen. Das Risiko, eine Anlage einzubauen, die man noch nie laufend gesehen hat, wollten wir nicht eingehen. Liebi schied auch wegen der schlechten Beratung durch den Aussendienstler aus. Windhager hatte ein in meinen Augen konservatives Konzept gewählt: Die Pellets fallen von oben auf einen Teller. Allerdings hatte Windhager als grosser Hersteller zum Zeitpunkt der Planung mehrere Referenzobjekte in nächster Umgebung vorzuweisen. Man konnte daher vermuten, dass Ersatzteile über längere Zeit verfügbar sein würden. Der Zufall wollte es, dass Windhager über ein Ausstellungsmodell mit Rabatt verfügte, weshalb die Firma der günstigste Offertensteller war. Hargassner hatte ein Produkt mit einer sehr raffinierten Brennkammer offeriert, welches entsprechend teuer war. Wir hatten auch Bedenken bezüglich des notwendigen Schneckenförderers im Pelletsilo – wieder ein Motor mehr, der ausfallen könnte. Windhager erhielt den Zuschlag.

Subventionen

Es ist an sich sehr löblich, dass der Kanton Bern Förderbeiträge für ökologisches Heizen ausrichtet. Das Beantragen der Beiträge ist aber extrem kompliziert, normalerweise muss der Antrag für einen Förderbeitrag von CHF 2000 von einem Ingenieurbüro erstellt werden. Kostenpunkt: CHF 800. Wir haben daher nicht mit Beiträgen gerechnet, insbesondere, da wir die ersten Kunden von Windhager gewesen wären, die solche bekommen hätten. Der Autor hat es versucht und anhand des Ölverbrauchs einen Energienachweis erstellt. Bei Bauten vor 1980 muss nachgewiesen werden, dass der Energieverbrauch 70 kWh pro Jahr und m2 nicht überschreitet. Es ist klar, dass hier ein gewisser Ermessensspielraum besteht, insbesondere bei den nicht beheizten Flächen im Keller und Estrich. Zudem will der Kanton extrem genaue Koordinaten des Standortes der Anlage, natürlich zusätzlich zu vielen anderen Angaben, die den Standort auch eineindeutig identifizieren würden. Zu guter letzt musste das Gesuch vor Baubeginn eingereicht werden, sonst hätten wir den Anspruch verloren. Nach einigem Hin- und Her erhielten wir zu unserer Überraschung den Betrag! Bilanz: Der ausbezahlte Förderbeitrag steht in einem sehr ungünstigen Verhältnis zu den Vollkosten für die Erstellung des Gesuches und dessen Bearbeitung durch die Behörde.

Einbau und Abnahme

Der Einbau der Anlage erfolgte durch einen befreundeten Heizungsmonteur. Dieser hat zum ersten Mal eine Pelletheizung eingebaut und deshalb nicht alle Stunden verrechnet. Der Einbau des Pelletsilos und der Heizung ging ohne grössere Probleme vonstatten. Es ist auf eine gute Erdung aller mit den Pellets in Berührung kommenden Teile zu achten, da sonst die Gefahr einer Staubexplosion besteht. Es wird empfohlen, beim Einbau einer Pelletheizung in einem Altbau den Kamin zu sanieren, da sich bei Abgastemperaturen um 100° C Kondenswasser bilden kann. Das Kondenswasser sollte aus Gründen des Komforts dem Abwasser zugeführt werden, Kübel haben die Tendenz zu überlaufen wenn sie voll sind. Es ist unverständlich, weshalb von Zürich bis Bern diese Ableitung des Kondens- und Regenwassers nicht zum Standard gehört.

Die Abnahme der Anlage erfolgte im Juli 2004 ohne grössere Probleme. Lediglich beim Befüllen des Silos trat etwas Staub aus. Es wurde uns gesagt, dass dieser Effekt nach mehrmaligem Befüllen nachlasse. Die Einstellung der Heizungsregelung unterscheidet sich nicht von einer Ölheizung. Trotzdem ist die Einstellung gerade bei einem Haus mit schlechter Isolation und stark ungleichmässiger Sonneneinstrahlung „tricky”. Nach der Abnahme der Heizung erfolgte die Abnahme der Elektroinstallationen. Bei uns war das Stahlrohr im Schornstein nicht direkt geerdet, ein Punkt, den sowohl wir als auch der Heizungsmonteur nicht beachtet hatten.

Fazit

Im Vergleich zum alten Ölbrenner ist die neue Heizung viel leiser, ja fast nicht hörbar. Gelegentlich riecht man von aussen den Duft von verbranntem Holz. Der Effekt ist jedoch äusserst schwach und wird von Person zu Person unterschiedlich bewertet. Der Aufwand für die Planung war doch erheblich. Es mussten Türen ausgebrochen und wieder montiert werden, elektrische Anschlüsse neu erstellt werden und der Ersatz der Armaturen hat sich auch gleich anerboten. Unsere Vorgabe einer einzigen Leerung des Aschebehälters pro Saison hat sich als nicht sinnvoll herausgestellt. Zwar würde der Aschebehälter wahrscheinlich die Asche einer Saison fassen, aber die Asche ist so schwer (viel dichter als Asche aus einem normalen Feuer), dass es ratsam ist, den Behälter den eigenen Kräften entsprechend öfters zu leeren.

Die Heizung läuft 2005/06 bereits den zweiten Winter stabil. Bis es soweit war mussten die Wartungsanweisungen etwas angepasst werden. Die Heizung stand mehrere Male still, weil sich Asche bei den Luftlöchern in der Brennerschale festgesetzt hatte. Auch im hinteren Teil der Heizung bei der Expansionskammer sammelte sich eine grössere Menge Asche an. Seit diese Ablagerungen ca. alle sechs Wochen mit einem Industriestaubsauger und einer Stahlbürste entfernt werden, sind keine Störungen mehr aufgetreten. Die im Betriebshandbuch empfohlene Reinigungsmethode mit einem Pinsel und einem Aschehaken (beide im Lieferumfang enthalten) ist unzweckmässig. Im Vergleich mit einer Ölheizung, welche problemlos zwei Jahre ohne Service läuft, ist dieses Entaschen ein gewichtiger Nachteil. Im Gegensatz zum Ölbrenner kann die Pelletheizung allerdings problemlos selbst gereinigt werden. Es könnte sein, dass die Hargassner-Heizung mit ihrem stehenden Kessel bezüglich manueller Reinigung dem Windhager-Produkt überlegen ist, denn dort fällt die Asche in den Brennraum zurück statt sich in einer zweiten Kammer anzulagern.

Ein anderer Punkt ist das Befüllen des Tanks. Bei der zweiten Füllung entwich noch mehr Staub durch die Türe als beim ersten Mal, wahrscheinlich weil der Tanklastwagen leer war und zum Schluss grössere Mengen Staub in den Tank beförderte. Nach der Befüllung musste der anschliessende Heizungsraum mit dem Staubwedler und Staubsauger gereinigt werden. Es ist empfehlenswert, beim Pellettank eine speziell für diesen Zweck konstruierte und getestete Türe einzubauen.

Für die Berechnung der Betriebskosten 2003 sind wir von einem Ölpreis von 40 CHF/100 kg ausgegangen. Mittlerweile ist der Preis für Öl auf das Doppelte geklettert, ein Preis wie vor zwei Jahren erscheint in weiter Ferne. Die Pellets hingegen sind genau gleich teuer geblieben (305 CHF/t). Dadurch sind die laufenden Kosten momentan tiefer, als wenn wir eine Ölheizung eingebaut hätten.

Dieser Umstand verstärkt unsere Freude an der sehr guten Ökobilanz der Anlage. Für Fragen steht der Autor gerne zur Verfügung.

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